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Die
Emmentaler-
Falle.

Illustration eines Mannes, der durch zwei löchrige Käsescheiben sieht

Warum es naheliegend, aber gefährlich ist, sich Rat von Branchen-Expert:innen zu holen. 

Bei schwierigen Business-Entscheidungen werden oft Expertinnen oder Experten hinzugezogen. Ich habe dabei oft erlebt, daß dabei Profis aus derselben Branche mit an den Tisch kommen: Der Besitzer einer lokalen Brauerei hielt große Stücke auf einen pensionierten Ex-Manager von InBev, ein Fleischwarenproduzent auf den früheren GF eines Konkurrenten, ein Zeitungsverleger auf den Ex-Geschäftsführer eines anderen Verlags. 

 

Menschlich ist das allzu verständlich: Man versteht sich sofort. 

 

In der Sache ist es nicht ungefährlich. Denn das größte Risiko bei Entscheidungen liegt in dem, was Donald Rumsfeld 2002 bei einer Presskonferenz so beschrieb:

 

“There are known unknowns…
but there are also unknown unknowns.“
(1)

 

Also Entwicklungen oder Sachverhalte, die unser Vorhaben gefährden, von denen wir aber gar nicht ahnen, daß es sie geben könnte, weil sie aus einem Bereich kommen, an den wir gar nicht denken. Und von denen gibt es in disruptiven Zeiten wie diesen sehr viele - auch, wenn es um Bier, Wurst oder Zeitschriften geht. 

 

Wenn wir uns unser Wissen vorstellen wie eine Scheibe Emmentaler, dann wären diese unknown unknowns so etwas wie die “schwarzen Löcher” in der Scheibe. 

 

Wenn man den Rat anderer einholt, bringen die ihre Sicht der Dinge hinzu – sie legen also ihre Wissens-Scheibe über die eigene. Und idealerweise haben sie ihre “Wissenslöcher” an anderen Stellen, so daß möglichst der ganze Entscheidungsrahmen abgedeckt wird.  (2)

 

Das Problem an Branchenkenner:innen ist nur: Ihre Sicht deckt sich weitgehend mit der eigenen. (Deswegen versteht man sich ja so gut). Das erhöht die Gefahr, daß sich auch die “Löcher” an derselben Stelle sind.
 

Um die “unknown unknowns” aufzudecken, wäre es also viel sinnvoller, wenn der Brauereibesitzer mal eine Wurstfabrikbesitzerin hinzuzöge oder die Verlagsgeschäftsführerin einen Videoproduzenten.  Oder, noch besser: Jemand, die oder der gar keine Branchenexpertise hat, sondern eine in Sachen Problemanalyse und Lösungsfindung. 

 



(1)
Hier der Video-Ausschnitt aus der  Pressekonferenz vom 12.02.2002: Link

 

Der Satz brachte es zu einiger Berühmtheit, Rumsfeld gab später sogar seiner Autobiographie den Titel “Known and Unknown”. 

 

(2)
Das Bild der “Käsescheiben” stammt von To
m Harford, er verwendet es allerdings, um die Problematik von Sicherheitssystemen zu illustrieren:
 

Harford, Tim, 2011. Adapt. Why success aways starts with failure. Farrar Straus & Giroux, Link

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