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Warum Propheten irren. 

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Je prominenter der Prophet, desto schlechter die  Prognose. 

Der Forscher Philipp E. Tetlock hat bereits  2011 im Auftrag der US-Aufklärungsbehörde IARPA damit begonnen, Tausenden von Proband:innen Fragen zu zukünftigen Ereignissen zu stellen.

 

Schnell stellte sich heraus, dass die Meisten sehr schlecht darin sind. Aber: Einige wenige Menschen treffen sehr gute Prognosen – und schlagen dabei auch Experten und sogar die US-Behörden. Was natürlich die Frage nach sich zieht, was diese “Superforecaster”  vom Rest unterscheidet. 

Ein wesentlicher Faktor:

Superforecaster gehen offen und wertungsfrei mit Informationen um. Im Gegenzug liegen Menschen mit gefestigten Ansichten und einer geschlossenen Weltsicht mit ihren Prognosen besonders oft daneben.  

Tetlocks Erklärung, einfach gefasst:  Egal, ob  du Neoliberaler oder Sozialist bist, ob du an Krypto glaubst oder an das Wunder von Lourdes – wann immer du versuchst, die Welt in ein geschlossenes Weltbild zu zwängen, nimmst du sie mit dieser einen Brille deiner Überzeugung oder deines Glaubens wahr. Hinweise, die zu deinem Weltbild passen, gewichtest du stärker. Was nicht passt, wird  beiseite geschoben. Ergebnis: Eine verzerrte Sicht der Dinge – und die verschlechtert die Trefferquote bei Vorhersagen. 

Dabei wies Tetlock auch darauf hin, dass unglücklicherweise besonders diese “Überzeugungstäter:innen”  in den Medien und der Öffentlichkeit besondere Beachtung finden: Sie erklären die Welt so wunderbar, haben für alles eine sendereife Begründung, sind sich ihrer selbst und ihrer Sache sicher – und sind dabei natürlich wirklich sehr überzeugend. Wer ergebnisoffen denkt, Zweifel zulässt und vorsichtig formuliert, macht dagegen keinen Stich. 

Die logische Folge: Je prominenter ein Denker, eine "Zukunftsforscherin" oder ein “Börsenspezialist” ist, desto öfter liegt sie oder er daneben. Auch das lässt sich nachweisen. 

Wenn jemand dann auch noch auf wirklich jede Frage eine Antwort hat und sich und uns die Welt ganz besonders eloquent zu erklären vermag, so jemand wie, sagen wir mal, Richard David Precht – dann sollte man eher davon ausgehen, dass  das Gegenteil von dem eintritt, was da so hellsichtig vorausgesehen wird.  

Oder, kurz gesagt: Je Precht, desto schlecht. 

Dan Gardner und Phillip E- Tetlock  heisst “Superforcasting - the Art  and Science of Predicting”, erschienen 2015. 

 

Gardner, Dan; Tetlock, Phillip E. 2015. Superforcasting - the Art  and Science of Predicting.

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