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Das Musiker-Paradies im  Nirvana.

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Wie die Familie Thomann Europas größtes Musikhaus schuf. 

In Treppendorf im tiefsten Franken gibt es 170 Einwohner – und Europas größtes Musikhaus: In meiner Serie “Unternehmer:innen, die gute Entscheidungen treffen” soll diesmal die Familie Thomann gefeiert werden. 

Vater Hans (sen.) sollte in den 50er Jahren den elterlichen Bauernhof übernehmen, war aber lieber als Wandermusiker unterwegs. 1954 verkaufte er seine erste Trompete und begann, das Geschäft auf- und den Hof Stück für Stück umzubauen. Seine Frau Betty kümmerte sich um Landwirtschaft und Kinder - wie so viele Gründerfrauen ist auch sie ein wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte. 

Hans (jun.) übernahm 1994 und eröffnete bereits 2 Jahre später den ersten Onlineshop - eine Website, auf der man per E-Mail bestellen konnte. Bis heute arbeiten 5 Geschwister im Unternehmen. Thomann macht rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz im Jahr, beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter und schlägt in seiner Kategorie europaweit alle anderen Händler - auch Amazon. Im fränkischen Nirvana sind rund um den kleinen Bauernhof ein riesiges Lager und ein Logistikzentrum mit über 100.000 vorrätigen Artikeln entstanden. Auch wenn 98 % des Umsatzes online gemacht werden, pilgern Musiker dorthin. Wo sonst kann man zum Beispiel als Konzertfagottistin so viele Fagotte ausprobieren? (Ein kurzer Check auf der Website zeigt: 22 Stück vorrätig, von 3.500 € bis 27.000 €).

Die beste Entscheidung der Familie? Die Qualität des Angebots steht immer an erster Stelle – nicht der Kampf um Effizienz und Einsparpotentiale. (Gegen die ganz Großen wäre dieser Wettlauf ohnehin nicht zu gewinnen.)

Das führt zu Lösungen, die sich deutlich von dem unterscheiden, was im E-Commerce als “Best Practice” gilt:  Während überall versucht wird, den eigenen Shop zum Marktplatz auszubauen, verkauft Thomann grundsätzlich keine Ware auf Kommission. Es gibt zudem keine Drop Shipments, also Lieferungen direkt vom Hersteller. Jedes Produkt wird vor Ort geprüft und verschickt - bis zu 38.000 Pakete pro Tag.

Auch bei der Beratung macht man keine Shortcuts. Allein im Laden arbeiten rund 200 Verkäufer:innen, meist selbst Musiker:innen, die an einigen Tagen in der Woche von Home-Office aus auch Online-Anfragen betreuen. (Während ich das schreibe, ist Sebastian als Holzblas-Profi live erreichbar - per Telefon, WhatsApp-Chat oder Mail). 

So kann CDO Dr. Christian Maaß im Kassenzone-Interview glaubhaft sagen: “Es ist wichtig, das Kernunternehmensziel nicht aus den Augen zu verlieren: Wir wollen das geilste Musikhaus der Welt sein. Und dieser Ziel ist viel wichtiger als 20 Prozent Wachstum pro Jahr.” 

Paul Gredinger würde das freuen. Der Gründer der legendären Werbeagentur GGK sagte einmal:

 

“Denke nicht zuerst ans Geld.
Das Geld, hinter dem man her sein muss, soll man verachten.” 

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